Entdecken Sie die vielfältige Kulturlandschaft der Metropole Ruhr.
Lesung Marko Martin
Do 20/04/23
19:00 Uhr
Essen
Alte Synagoge
Edmund-Körner-Platz 1
45127 Essen
Fon +49 (0)201 8845218
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Wiederholt sich Geschichte? Angesichts der aktuellen Ereignisse liest Marko Martin vermeintlich »alte« Bücher neu und entdeckt beunruhigende, aber auch erhellende Parallelen. Die Frage »Brauchen wir Ketzer?« des ersten Arco-Autors Fritz Beer im Titel aufgreifend und Hermann Brochs »Der Intellektuelle ist ... sozusagen der ›Ketzer an sich‹« im Sinn, wendet er sich scharfsichtigen Autorinnen und Autoren zu, auf die zu wenig gehört wurde: Hatten die Schriftsteller Friedrich Torberg und Hans Habe nicht bereits 1938, im Jahr der trügerischen westlichen Hoffnung auf »Peace for our Time« – unter Preisgabe Österreichs und der Tschechoslowakei an Hitler – die Schrecken des Kommenden feinnervig erspürt und in Romanen beschrieben?
Hatte nicht der Essayist Ludwig Marcuse die rechts- wie linksideologischen Manipulatitionen seiner Zeit luzid durchschaut? Hatte die deutschsprachige Prager Schriftstellerin Alice Rühle-Gerstel in ihrem mexikanischen Exil einen behäbigen westlichen Liberalismus nicht ebenso präzis analysiert wie die mörderischen Machttechniken des Stalinismus – darin vergleichbar dem aus Charkiw stammenden Romancier Leo Lania, einem Freund Willy Brandts?
Marko Martin
Geboren 1970, verließ im Mai 1989 als Kriegsdiensttotalverweigerer die DDR und lebt heute, sofern nicht auf Reisen, als freier Schriftsteller in Berlin. Zahlreiche Veröffentlichungen, darunter literarische Tagebücher zu Tel Aviv, Havanna und Hongkong sowie in der Anderen Bibliothek die Erzählbände „Schlafende Hunde“, „Die Nacht von San Salvador“ und den Essayband „Dissidentisches Denken“. Als dessen Fortsetzung, im Wiener Arco Verlag: „`Brauchen wir Ketzer? Stimmen gegen die Macht“.